MUSIKALISCHE KONZEPTION

Seit jeher ist die moderne Live-Begleitung der Stummfilme ein Charakteristikum von THE SHOULDER ARMS. Statt der konventionellen und allgemein verbreiteten Variante, den Film mit Piano zu begleiten, wollen diese Darbietungen (auch) andere Instrumente "zu Ton" kommen lassen.

Als Schlagwerkmusiker mit langjähriger Bühnenerfahrung als Solist aber auch in Ensembles, konzipiert Steven Garling für das aktuelle Festival den Einsatz reiner Schlagwerk-Ensembles der live aufgeführten Film-Konzerte. Dieses Konzept basiert vor allem auf dem schier unbegrenzten Spektrum der Schlaginstrumente, wie auch auf den vielfältigen Stilen, die jeder der geladenen Musiker mitbringt. Sie vermögen ihren Instrumenten sowohl klangräumliche als auch polyrhythmische Ebenen zu entlocken, wodurch pianistisches und melodiöses Spiel möglich wird.

Doch dieses Jahr steht noch ein besonders Instrument im Mittelpunkt. Die PHILLIPS-KINOORGEL im Kino Babylon Berlin-Mitte zählt zu einer der größten Deutschlands, neben der Wurlitzer-Orgel im Musikinstrumentenmuseum.

Auf dem diesjährigen Festival werden der Solo-Pauker des Sinfonieorchesters Ankara DINCER OZER, der Solo-Schlagwerker HERRMANN NAEHRING, der Saxophonist IGNAZ SCHICK, und die Pianisten CARSTEN-STEPHAN VON BOTHMER, JÜRGEN KURZ und MARTIN TORP, -zum Teil and der Kinoorgel-, zu hören sein. Zur Matinee steht der Dokumentar-Tonfilm THEADA BARA: THE WOMAN WITH THE HUNGRY EYES, und ein special feature JUST LIKE THE MOVIES (Tonfassung) ohne Live Begleitung auf dem Programm.

Die Kompositionen zu den Filmen basieren auf traditioneller Stummfilmmusik, in der Einflüsse aus den landestypischen Regionen wie auch folkloristische Elemente enthalten sind. So fügen sich die Komponenten besonderer Filme mit der Besetzung versierter Musiker zu einem erweiterten visuellen und phonetischen Erlebnis zusammen.
DIE MUSIKER

PIERRE FAVRE Schlagzeug
Joachim Ernst Berendt zitiert in seinem Jazzbuch einen Ausspruch Dizzy Gillespies, der Ende der 40er Jahre über die Zukunft des Jazz befragt, antwortete: „Wahrscheinlich wird es dorthin gehen, wo es einmal begonnen hat: Ein Mann, der auf eine Trommel schlägt“. Heute scheint sich diese heitere Prognose immer mehr zu bestätigen.
Pierre Favre wurde im Schweizer Jura, in Le Locle, geboren und begann im Alter von 15 Jahren als Autodidakt Schlagzeug zu spielen. Mit 17 tritt er bereits als Berufsmusiker auf. Obwohl sein erster Kontakt mit der Jazzmusik das Be-Bop war, spielt er später in verschiedenen älteren Stilarten wie New-Orleans und Dixieland.
Gegen Ende der 60er Jahre entwickelt Pierre eine neue melodiöse Konzeption der Perkussion. Rund um das konventionelle Schlagzeug verändert sich sein Instrument. Es wird zu einem selbstständigen und sich selbst genügenden Klangkörper, dem er in Solokonzerten orchestrale Dimensionen entlockt.
Zu Beginn der siebziger Jahre schlägt Pierre jedoch den Weg ein, der ihn für seine Originalität bekannt machen sollte. Ohne sich dessen bewusst zu werden, nimmt Pierre immer mehr von der orchestralen Gesamtheit in sein Spiel auf. Er tritt als Soloperkussionist auf, und solange schon sind die Kritiker sich über die außergewöhnliche Qualität dieser Solos einig. In Favres Solokunst steckt nichts von jener demonstrativen Virtuosität, mit der die Grossen des Schlagzeugs brillant ihren Stil und ihre Begleittechniken vorführen. Ganz im Gegenteil findet sich bei Favre von Anfang an eine persönliche musikalische Vision: die Vision des perkussiven Klangs und darüber hinaus einer orchestralen Perkussion – im selben Sinn, wie eine Sonate für Piano zu verstehen ist. Die Chinesen schließlich, deren kollektives Gedächtnis eine viele tausend Jahre alte Kultur außerordentlicher Kontinuität umfasst, lassen sich da nicht täuschen: „Sie spielen wie unseren alten Meister“, war da unter ihnen zu hören.
Seine Solokonzerte führen ihn in die ganze Welt. Er hat mit Musikern aus Afrika, Indien, China, Korea und Brasilien gespielt. Favre bleibt jedoch mit der europäischen Musik sehr verbunden. Pierre Favre widmet sich auch der Komposition. Er hat für eigene Projekte, Sinfonieorchester, Ensembles der neuen Musik sowie für das Theater und Tänzer komponiert. Er leitet Kurse mit dem Rhythmus als Hauptthema.

DINÇER ÖZER Assistant Chef in Presidential Symphony Orchestra
He began his works with his father Erdem ÖZER. Then, he won the Ankara State Conservatory Percussion Department, and began to work with Muzaffer ERBER_K and Ha_im YED_CAN. Besides his solo works during his undergraduate education, he began his first concerts with a percussion company, which he continue his works with this company with two people afterwards. After graduating successfully from Graduate Program of Percussion Department, he won the examination of Presidential Symphony Orchestra and became a member of the percussion part. Later, he won the first prize of Mediterranian Youth Orchestra in his area, whose center is in France, and became soloist in Bela Bartok Two Piano and Percussion Concerto, and he took part in the orchestra. He did master class with Sylvio GUALDO, who is the best percussion player of Europe, and was invited to his class in Paris. In USA he studied modern music and jazz with S. Saunders SMITH, symphonic music with Dannis KAIN, rock music with Kenneith ANOFF and successfully took part in the American Press.
In 1990, he won the first prize of the scholarship examination of Switzerland Government. In Geneva, he studied Baget Percussion with Yves BRUESTAUX, Mallet Percussion with William BLANC, and Latin Percussion with John Mayer. At these days, he was invited to the world famous Swiss Roman Orchestra and took part in many concert tours. Also, he entered into the International Geneva Percussion Company and took part in many concerts: He did many CD and TV records. He joined many concerts in countries such as Italy, Czech Republic, Spain, Germany, Japan, England. After turning back to Turkey, he gathered the Percussion company, began to work with Soner ÖZER and to gave couple concerts with him. He worked with modern dance, folk dance companies, wrote their musics, and gave concerts as percussion couple inland. Besides these, they were invited to USA and gave outdoor concerts to more than 2000 audiences, and they also join performances with State Modern Dance Company. The concerts were successfully expressed in the press and after these concerts they took many recording and concert invitations. He adapted Turkish motifs to percussions and he was first in that area. Still he is working as Assistant Chef in Presidential Symphony Orchestra, Academic lecturer in Music Education Faculty in Gazi University, percussion instructor in fine arts high-school, he teaches students with the methods he developed in his studio and organizes percussion workshops with artlovers.

LUCAS NIGGLI
Mit einem Trommelwirbel kam Lucas Niggli 1968 in Kamerun zur Welt. Dort verbrachte er die ersten Jahre seines Lebens, bevor er später in die Schweiz übersiedelte. Heute lebt Lucas Niggli mit seinen drei Kindern Felix, Gaudenz und Emilia und seiner Lebenspartnerin Annette Meier in Uster bei Zürich. Seine Affinität zur Musik, insbesondere zu Schlaginstrumenten, entdeckte Lucas Niggli schon früh in seiner Jugend. Von 1987 bis 1995 gab er den Takt an bei der experimentellen New-Jazz Formation »Kieloor Entartet«. Die Gruppe veröffentlichte drei CD's, tourte in diversen Ländern, gründete die nicht alltäglichen Orchester ENAO 91 und 93 (mit über 20 MusikerInnen) und spannte auch mal mit anderen Künstlern zusammen. Von 1995 bis 1998 übernahm Lucas Niggli die Geschäftsführung des alternativen CH-Labels »UNIT-Records« und amtete als Präsident des »Schweizerischen Berufsverbandes der Jazz- und ImprovisationsmusikerInnen«.
1995 gründete er zusammen mit Dominik Blum und Marino Pliakas die Avant-Core Band »Steamboat Switzerland« mit der eine äusserst intensive Zusammenarbeit beginnt, die sich bis heute in über 100 Konzerten und drei CD- und zwei Vynil-Produktionen niederschlug. 1999 gründet er sein eigenes Trio Lucas Niggli ZOOM (mit Nils Wogram und Philipp Schaufelberger), mit dem er auf den grossen Festivals Europas auftreten konnte, Moers, Saalfelden, Willisau. Eine erste CD erscheint 2001. Als Erweiterung dieses Trios entsteht 2002 das Big Zoom -Quintett mit den Gästen Claudio Puntin und Peter Herbert. Von 1994 an spielt Lucas in verschiedensten Bands von Pierre Favre als sein Partner so mit „Singing Drums“, „European Chamber Ensemble“, „The Drummers“ wie auch im Duo. Mit verschiedenen Formationen tourte er durch ganz Europa, bespielte Bühnen in Russland und Amerika, Ägypten und Kanada und trat an den grossen Jazz Festivals in Vancouver, Berlin, Willisau, Saalfelden, Moers, Rom, Nürnberg, Talos oder Zürich auf. Aber nicht nur der Jazz hat es Lucas Niggli angetan: immer wieder zieht es ihn in andere Ecken. Dann führt er Werke zeitgenössischer Komponisten wie David Dramm, Sam Hayden,Kagel, Polanksi, Cage und Rzewski auf oder spielt regelmässig frei improvisierend in der Zürcher »Werkstatt der improvisierten Musik« mit.
In seinen Bands und Projekten arbeitete Lucas Niggli Hand in Hand mit grossen MusikerInnen und klangvollen Namen. So an der Seite von Butch Morris, Trevor Watts, Fred Frith, Hans Koch, Peter Kowald, Peter Waters, Samul Nori, Tom Cora, Ikue Mori, Tenko, Michel Doneda, Michel Wintsch, Collegium Novum, Erika Stucky, Sylvie Courvoisier, Jacques Demierre, Urs Leimgruber, Arkadij Shilklopper, Jean-Luis Matinier, Martin Schütz, Irene Schweizer und vielen anderen.

STEVEN GARLING
Steven Garling erhielt seine musikalische Ausbildung als Schüler von Hermann Naehring und später von Steffen Hübner. Auch Reisen in verschiedene Länder, deren musikalische Traditionen sich in seinen Klangwelten wiederfinden lassen, spielen für ihn eine große Rolle. Seit 1986 gibt er Konzerte im In- und Ausland, so zum Beispiel 1992/93 eine Tournee mit den Inchtabokatables, Konzerte mit Steve Binetti und eine Solo-Tournee durch Spanien und Großbritannien. Er organisierte 1991 mit Künstlern aus Deutschland, Russland und China sein erstes Performance-Festival in Berlin. Seine Begeisterung für den Stummfilm wurde 1992 geweckt, als beim "1. Russischen Stummfilmfestival" im Kino Babylon in Berlin-Mitte mitwirkte. Seitdem setzt sich Garling intensiv mit der musikalischen Begleitung von Stummfilmen auseinander. Nachdem er 1994 ein eigenes Kino im Scheunenviertel in Berlin betrieben hatte, auf dessen Programm ausschließlich Stummfilme standen, gründete er das "rollende Stummfilmunternehmen“ THE SHOULDER ARMS. Damit bereist Garling viele Städte Deutschlands, Italiens und den USA mit großem Erfolg.
Typisch für seine Arbeit ist ein ständiges Ausloten von Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Künstlern verschiedener Sparten. Dafür sprechen seine kompositorischen Arbeiten in verschiedenen Ensembles, als Theatermusiker (z.B. für die Volksbühne Berlin) oder als Musiker für Hörspiel- und Filmmusiken (z.B. „Wege in die Nacht“ von Andreas Kleinert). Historische Grenzen spielen dabei eine untergeordnete Rolle – seine Aufführungen mit Interpreten der Alten Musik (z.B. mit Niklas Trüstedt) machen dies deutlich. Auch seine Leistung als Studiomusiker im Bereich Klangkunst ist immer häufiger gefragt.

STEPHAN BARNICKEL
Nach einer mehrjährigen Ausbildung in Klavier- und Orgelspiel, studierte Stephan Barnickel an der International School of Percussion München, u.a. bei Freddy Santiago (Puerto Rico), Martin Verdonk (Rotterdam) und Milian Gali (Santiago). Seit 1989 fasziniert ihn die Musik Afrikas – längere Studienaufenthalte in West-Afrika und Unterricht bei Famoudu Konaté, Mamady Keita und Djeli Modou Pista Sylla sind Ausdruck dessen. Er ist Mitglied verschiedener Revival-Bands, arbeitete u.a. mit Alexis Madokpon (Benin), den African Beat Stars (Zaire, Angola), mit denen er die CD „Zebra“ aufnahm und beteiligte sich am Worldmusic-Projekt Human Art Engine – die entstandene CD heißt „Luning the world“. Aus intensiver Beschäftigung mit Elektronischer Musik entstand u.a. die Zusammenarbeit mit dem Noisegitarristen Josef Suchy (Köln). Gemeinsam realisierten sie Klanginstallationen und Performances. Auch die Kooperation mit bildenden Künstlern sowie die Mitarbeit in Theaterprojekten gehören zu Stephan Barnickels künstlerischem Spektrum. Er ist auch Mitbegründer des seit 1995 bestehenden Plattenlabels ESHU RECORDS und unterrichtet als Lehrer für Percussion an verschiedenen Schulen und Universitäten.

RAUL SENGUPTA
geboren 1972 In Hannover als Sohn eines indischen lngenieurs und einer deutschen BaIlet-Tänzerin. Raul SenGupta bewegt sich zwischen der traditionellen Musik des indischen Subkontinentes und der europäischen Moderne. So spielt er in verschiedenen Formationen unterschiedlichster Kulturkreise. Nach eine Schlagzeug-Ausbildung am Konservatorium sowie diversen Perkussionsstudien mit internationalen Musikern, wie z.B. bei Conte oder Ismail Sané, studiert er Tabla bei Pandit Shankar Gosh in Kalkutta.

Tabla Projekte
- Tablist mit Nassir Shamma (Luth) 1999 - u.a. beim „Arabic Music Festival" in der Oper von Kairo, Ägypten.
- Tablist mit Ashraf Sharif Khan (Sitar) mit 1999 - Klassische Indische Musik
- Begleiter von Madjid Derakhshani (Tar, Setar) seit 2000 - Persische Musik
- Archaic Pop Stuff seit 2000 - Indian-Acid-Jazz-Trio mit Ralf Werner (vc & electronics) und Peter Bachmann (sax & fl)
- 24 Stunden auf dem Mekong seit 2000 - Archaic Pop Stoff mit dem Schriftsteller Ralf Thenior, konzertantes Live Hörbild mit Reisegedichten und New Jazz
- Nakissa seit 2001- Weltmusik mit indischen-, persischen-, und Flamenco Einflüssen
- Tablist mit Mahmood Sabri (Gesang) seit 2002 - Quawwali-Musik
- SenGupta/Gratzer/Wendt Trio seit 2002 – Jazz

Perkussions Projekte
- Piirpauke 1990-91- Ethno-Jazz mit Sakari Kukko (Finnland), Ismail Sane (Senegals) und Cinta Hermo (Spanien). - Konzerte in Deutschland, Spanien, Kanarische Inseln
- Exhausted Groove Orchestra seit 1991- Percussiontrio mit Joachim Doelker und Ulrich Daumen. - Konzerte u a. 10. internationales Drummeeting, Lohnstein (1996), World Drum Festival, Hamburg & Amsterdam (1997) Internationales Sommerseminar für Perkussion in der Bayrischen Musikakademie Marktoberdorf (1996 + 1998) sowie etliche Clubkonzerte und Fernsehaufnahme in ARD, ZDF und NDR.
- Dhwani 1996 - Perkussiansprojekt mit Musikern aus Indien, Frankreich und Deutschland.
- Raffael de Florian & Raul SenGupta seit 1997 - Flamenco-Gitarre und Percussion
- Barrio Azul seit 2000 - Flamenco-Formation u.a. mit Carmen Lopez & José Condela
- Music between Worlds seit 2000 - Jazztrio mit George Biohop & René Rohmau
- Stummfilm-live seit 2000 - Diverse Stummfilm-Musikbegleitungen unter der Leitung von Axel Goldbeck.
- Ensemble Samin 2000 - Persische Musik
- Archaic Pop Stuff seit 2000 - lndian-Acid-Jazz-Trio mit Rolf Werner & Peter Bachmann
- Jazzirinha seit 2001 - Cocktail Hits, Lounge Music & Groove Jazz
- Musik-Theaterprojekt Bildbeschreibung seit 2001 - Ein multimediales Projekt der Kulturtechniker mit Texten von Heiner Müller
Fana seit 2001 - Weltmusik mit sufistischem Hintergrund mit Musikern aus Pakistan, Italien und Deutschland.
- New York.Berlin.Cily Loops seit 2002 - mit den Kulturtechnikern
- Archaic Pop Stuff seit 2000 - Indian-Acid-Jazz-Trio mit Rolf Werner & Peter Bachmann.