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CD - 2005
FILMWORKS
audio vol.1
TP9 records # 103

Mit „Filmworks. audio vol.1" präsentiert sich Steven Garling, hauptsächlich mit einem Zyklus aus vier verschiedenen Ebenen seiner jüngsten Schaffensperiode. Der 37-jährige Schlagwerker hat sich in einer Weise dem Stummfilm verschrieben, der dem Zuhörer einen Live-Soundtrack-Charakter vermittelt und somit vergessen läßt, daß es sich um ein "Schlagzeug" handelt, was den "Konservativen" eines anderen belehrt.

Filmmusik will Steven Garling mit diesem Album als eigenständiges Genre vermitteln. Im Gegensatz zu einem "Film Soundtrack" den man kauft, weil man die Bilder noch vor Augen sieht und sich erinnert, geht es uns hier vielmehr um die Suggestion, sich innere Bilder zu schaffen. Es sei denn, man kennt all diese Stummfilme.

In dem Intro stellt er sich mit Mick Clark vor, einem Progressive-Deep-House-DJ aus London, mit dem er unter dem Namen THE FLYING SEALS schon seit vier Jahren zusammenarbeitet, jedoch erst seit kurzem ausschließlich mit eigenen Kompositionen auf der Bühne steht.

Im nächsten Zyklus ist Garling mit dem Brasilianer Sabia da Costa zu hören. Beide "verschmelzen miteinander" zu den Bildern eines Südseefilms, am Lagerfeuer tanzenden Sinti gleich. Auch wenn man das Bild hier nicht sieht, spürt man doch, daß es eine Tiefe gibt, die den intensiven Zuhörer vergessen läßt, wo er sich gerade befindet. Es ist nicht der Sound der Polynesier, oder typisch afro-brasilianische Rhythmen, die den Zuhörer in ihren Bann ziehen, sondern Klangvielfalt, Phantasie und polyrhythmische Strukturen in meditativer Musik von Naturvölkern. Man hat den Eindruck, bei dörflicher Feststimmung im Busch zu sitzen, den Puls des Urwaldes zu spüren, einfachen Menschen bei ihrer Arbeit zuzusehen oder einer Muschel Gesang zu lauschen.

Ein weiterer Abschnitt dieser CD gilt der Symbiose Garlings mit dem Percussionisten und Elektroniker Stephan Barnikel. Barnikel nimmt gesampelte Percussionsounds auf, bearbeitet und verfremdet sie und gibt sie ohne Computerautomation live wieder. Diese Art von elektronischer Musik ist heute ungewöhnlich, weil man sich der Computertechnologie bedienen könnte und so schneller Zugriff auf die Sounds hätte. Doch bei Garling und Barnikel steht auch wieder die Spontaneität im Mittelpunkt, und so ist jedes Konzert anders und könnte auch kaum wieder sorekonstruiert werden. Die wohlklingende Musik des Duos wurde schon oft als "Hörkin" betitelt und gibt hier auch den Eindruck wieder: sie ist eigenständig in Form und energetischer Balance.

Der abschließende Teil der CD beleuchtet den Schwerpunkt von Garlings Schaffen von Beginn seiner Erscheinung in der Öffentlichkeit vor zwanzig Jahren: dem Schlagzeugsolo. Er möchte immer autonom mit seinem Instrument sein. Wer sich darauf einläßt, erlebt den Wandel, daß die eigene Vorstellungskraft etwas Neues entstehen läßt: spannungshaltende Schlagzeugmusik.

Insgesamt suggeriert die Musik mehr Avantgarde-Filmbilder oder auch multimediale High-tech-Performances als den alten Stummfilm - um so neugieriger will diese Arbeit machen, den Stummfilm live dazu zu erleben.

Wie der Titel verspricht, wird es eine weitere Edition (weitere Editionen...) geben. Eine DVD. Mit einem ebenso breiten Spektrum an Eindrücken, jedoch von den Bildern her bestimmt. Bleiben Sie dran!
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