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DVD - 2006 - deutsch
MENSCHEN AM SONNTAG
ZYX MUSIC DVD 8046

Stummfilmen eine Stimme zu geben, eine ganz eigene – das ist die Profession und die Obsession von Steven Garling. Dafür gibt es über 500 akustische Beweise – Kompositionen für sowohl Stummfilmklassiker als auch für Stummfilmraritäten.

Heute können wir hier, eine weitere besondere Produktion feiern. „Menschen am Sonntag“ gehört zu den bekannteren Stummfilmen. Daß er das einmal werden würde, hätten Billy Wilder (der das Manuskript schrieb), der Kameramann Eugen Schüfftan, die Regisseure Robert Siodmak und Edgar Ulmer und der Produzent Moritz Seeler nicht gedacht. Eine Produktion ohne Geld, ohne Studio, ohne kommerzielle Ausrichtung. Ein riesiger Erfolg.

Hätten sie das vorher gewusst, „dann hätte ich ein richtiges Drehbuch geschrieben“, sagt Billy Wilder. „Dann hätte ich den Film ganz allein gedreht“, sagt Robert Siodmak. Und Edgar Ulmer wäre nicht mittendrin nach Amerika verschwunden. Als die unbezahlten Schauspieler meutern, will Robert Siodmak ins Wasser springen. Alle konnten den Erfolg kaum fassen.

Es ist eine unspektakuläre Geschichte, ein Sommersonntag im Berlin der Weimarer Republik. Junge Menschen, Verabredungen, ein Ausflug, Wirrungen, Streit, Versöhnung. Was den Film ausmacht, sind wunderschöne Bilder vom Berlin und seiner Umgebung im Jahre 1929 und das unprätentiöse Spiel der Laiendarsteller. Ein halbdokumentarischer, überraschend lebendiger Streifen, der ein Stück Stadtkultur der 20er Jahre zeigt, die wenig später von den Nationalsozialisten zerstört wurde.

Ebensowenig hätten die Filmemacher wohl vermutet, dass dieser Film nach 70 Jahren einmal so aufwendig restauriert werden würde.  Das Niederländische Filmmuseum bereitete die Umkopierung der Fassung von 1930 vor und produzierte diese dann in Bologna. Fehlende Szenen stammen von Kopien aus Belgien, Italien und der Schweiz.

Was uns vorliegt, ist eine – endlich deutsche – technisch wundervolle Fassung des Stummfilmklassikers „Menschen am Sonntag“ als DVD mit einer eindringlichen, bezaubernden musikalischen Interpretation von Steven Garling.

Die Uraufführung der neurestaurierten Fassung fand zu den Berliner Filmfestspielen 1998 statt. In Zusammenhang mit einer Ausstrahlung für das Fernsehen hat ARTE und KirchMedia eine neue Musikfassung produziert. Elena Kats-Chernin wurde der Kompositionsauftrag erteilt und im Jahr 2000 fand zum Internationalen Karlsbader Filmfestival die musikalische Uraufführung mit dem Tschechischen Film Orchester unter der Leitung von Frank Strobel statt. Noch im selben Jahr strahlte ARTE den Film mit der musikalischen Fassung aus, die auf der DVD auch zu hören sein wird.

KirchMedia und ARTE prduzierten zudem einen höchst interessanten Beitrag WEEK-END AM WANNSEE über die Restauration des Films mit Interviews von Prof. Martin Koerber, der Hauptdarstellerin Brigitte Borchert und dem Bruder von Robert Siodmak, Curt Siodmak, der die Reportage schrieb.

(Claudia Erler)
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