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USA 1924
viragiert
114 Minuten

R: John Ford
A: Charles Kenyon,
John Russell;
K: George Schneiderman, Burnett Guffey;

D: George O’Brien ... Davy Brandon George O’Brien, Madge Bellamy ... Miriam Marsh, Cyril Chadwick ... Peter Jesson, Charles Edward Bull ... Abraham Lincoln, Will Walling ... Thomas Marsh, Francis Powers ... Sgt. Slattery, J. Farrell MacDonald ... Cpl. Casey, Jim Welch (I) ... Pvt. Schultz (as James Welch), George Waggner ... Col. William F. Cody (segment “Buffalo Bill”), Fred Kohler (I) ... Deroux, James A. Marcus ... Judge Haller, Gladys Hulette ... Ruby, Colin Chase (I) ... Tony, John B. O’Brien ... Dinny
STEVEN GARLING plays SILENT MOVIE CLASSICS
The Iron Horse (Das Feuerroß)

Der Film wird oft als Fords 50. Film genannt (er war gerade erst 31!) und ist der erste große Western Fords, in dem sich schon die Handschrift seiner späteren Westen abzeichnet. Hier noch ohne John Wayne, dem Helden seiner späteren Western, sondern mit George O‘Brien, auch bekannt aus Murnaus „Sunrise“ von 1927.



Der Vater der Hauptfigur, der Landvermesser Davy Brandon träumt vom Bau der transkontinentalen Eisenbahn vom Atlantik zum Pazifik. Er wird bei den Erkundungen für die Trasse der Bahn von Indianern, die von einem Weißen angeführt werden, getötet. Davy Brandon (George O’Brien) will 20 Jahre später das Werk seines Vaters vollenden und dessen Tod rächen. Der brutale und reiche Landbesitzer Deroux/Bauman (Fred Kohler) steckt hinter dem Tod des Vaters und auch jetzt benutzt er die Indianer, um durch ihre Angriffe die Trassenführung zu seinen Gunsten, nämlich über sein Land, zu beeinflussen. Außerdem will Davy Brandon noch das Herz seiner Jugendliebe Miriam (Madge Bellamy), die inzwischen mit dem zwielichtigen Ingenieur Peter Jesson (Cyril Chadwick), verheiratet ist, zurückgewinnen.



Dieser Western wirkt auf drei Ebenen: einer quasi dokumentarischen über den Eisenbahnbau, der in den alltäglichen Schwierigkeiten und der harten Arbeit eindrücklich geschildert wird. Dabei wird das Humankapital – die Arbeiter unterschiedlichster Herkunft – gewürdigt, wenn z.B. in großartigen Bildern gezeigt wird, wie eine schwere Lokomotive von Chinesen und Pferden über einen Berg gezerrt wird. Eine weitere Ebene schildert das alltägliche Leben der einfachen Leute im Saloon, am Spieltisch, der Zuschauer wird Zeuge einer Heirat und einer Beerdigung. Die dritte Ebene ist die oben geschilderte eigentliche Geschichte, die alles zusammenhält, aber bisweilen ein wenig in den Hintergrund gerät.

The Iron Horse ist auch ein großer Historienfilm, in dem Abraham Lincoln und Buffalo Bill ihren Auftritt haben. Er beschreibt die gesellschaftliche Nationwerdung und die politisch-wirtschaftliche Einigung der USA durch den transkontinentalen Eisenbahnbau, aber auch Konflikte zwischen verschiedenen Volksgruppen werden nicht ausgespart, so z.B. der zwischen Iren und Italienern, der von dem irischstämmigen Ford humorvoll inszeniert wird. Authentische Elemente werden durch chinesische Arbeiter eingebracht, die tatsächlich im Eisenbahnbau tätig waren. In diesem epischen Stoff spiegelt sich der Einfluss von Fords Lehrmeister David Wark Griffith wieder, der sich in seinem Nationalepos The Birth of a Nation – Die Geburt einer Nation schon mit der amerikanischen Nationwerdung auseinandergesetzt hatte. Übrigens spielte Ford in diesem Film als Statist die Rolle eines Ku-Klux-Klan-Mannes.

Unter heute unvorstellbaren Entbehrungen der Schauspieler und der Crew entstand der Film in der Sierra Nevada, wo vor Drehbeginn oftmals erst einmal der Schnee an den Drehorten weggeschaufelt werden musste. Aber für Ford gab es das Studio nicht als Alternative: „Ich würde einen Western nie auf dem Studiogelände drehen. Der echte Star meiner Western war immer das Land.“Wem übrigens diese Geschichte vom Eisenbahnbau, den Morden wegen des Landes durch das die Schienen führen sollen, bekannt vorkommt, der braucht sich nicht zu wundern: Sergio Leone, der Meister des Spaghetti-Westerns, hat sich großzügig bei Fords Geschichte bedient, um die Grundstory für seinen Klassiker C’era una volta il West – Spiel mir das Lied vom Tod zu schreiben.
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