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Konzeptionelle
Komposition:
Steven Garling

HANS GÜNTHER WAUER
Orgel

STEVEN GARLING
Schlagwerke

THOMAS FÜLBIER
Schlagwerke

STEFANIE GARLING
Vokale

ANTJE MERKEL
Vokale

MARTIN SCHUBACH
Vocale

special guest:
SABIA DA COSTA
Percussion

PROBST WILHELM
TORGERSON
Sprecher



Dies DVD ist ausleihbar und zu bestellen unter:
www.negativeland.de
JESUS - KING OF KINGS
Film-Live-Konzert (Komposition: Steven Garling)



Das Projekt

Die Idee zu diesem Projekt kam mir, als ich im Herbst letzten Jahres mit Günther Wauer verschiedenerorts Stummfilmkonzerte gab und dabei bemerkte, wie neugierig die Kirche als Vorführungsort eines Stummfilms die Besucher macht... und wie sehr sie letzten Endes auch davon angesprochen sind. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mehrere „Jesus“-Verfilmungen aus der Stummfilmzeit gesehen, wobei mich De Milles Film am meisten ansprach.

Die Überlegung, diese Veranstaltung durchzuführen, beschäftigte mich also schon längere Zeit, doch Schwierigkeiten, wie etwa den Film aufzutreiben, hielten das Projekt auf. Zum Glück kam ich auf die Idee, in der Hamburger Kinemathek (ein Archiv mit zahlreichen amerikanischen Stummfilmen) nachzufragen, und siehe da, die hatte ihn! Allerdings war in der Hamburger Kinemathek nur die Originalfassung mit englischen Zwischentiteln zu bekommen, was gewisse Schwierigkeiten hervorrief. Nachdem sich jedoch unser Probst bereiterklärt hatte, die Titel simultan zu übersetzen, waren diese Schwierigkeiten nicht mehr gravierend.

Natürlich wäre es auch durchaus interessant, so einen Film an einem nicht sakralen Ort zu zeigen, doch die Orgel, die einen wichtigen Stellenwert in diesem Projekt einnimmt, macht die Kirche wiederum zu einem notwendigen Veranstaltungsort, der gleichzeitig eine wunderbare Gestaltung des Rahmens ermöglicht. Unser Kantor Martin Schubach, der übrigens auch einige Unterrichtsstunden bei Günther Wauer genossen hat, fand die Idee gut, und nachdem auch unser Probst dafür gesprochen hatte, ergab sich diese schöne Gelegenheit, in „meiner eigenen“ Kirche dieses Stummfilm-Konzert zu veranstalten. Der Zeitpunkt Februar, der in Berlin das Publikum durch die Berlinale für den Film sensibilisiert, erschien mir letztlich sehr gelegen.

Als erfahrener Stummfilmspezialist finde ich De Milles Verfilmung dieses Themas sehr frei gestaltet in Bezug auf die Quelle; doch muss man sagen, dass er das Publikum auf eine ganz besondere Weise anspricht. Der Regisseur lässt sich Zeit. Er richtet das Auge aufs Detail, um Eindrücke und Stimmungen zu vermitteln. Einerseits hat der Film dadurch einige Längen, andererseits wird so auch Platz geschaffen für die Musik, um ganz fein und präzise auf die Handlung eingehen zu können.

Das kompositorische Konzept, zwei Schlagwerke zu verwenden sowie eine Orgel hinzuzunehmen hat seinen bestimmten Grund. Vokale dabeizuhaben ist mir insofern wichtig, weil es dadurch möglich wird, vokal mit dem Inhalt zu spielen. Die Zusammenarbeit mit den Musikern basiert auf freier Improvisation, wobei ich über die Dramaturgie eine konzeptionelle Komposition vorgebe. Das Spiel mit Wauer und seine immense Flexibilität auf dem Instrument geben mir die Sicherheit, dass das Ergebnis keine Ebene der Interpretation offen lässt. Heutzutage einen altmodischen Film mit modernen Mitteln in einer Kirche vorzuführen, wie auch die Vertiefung in diesen Stoff und dieses Thema, machen es notwendig, eine Einführung in den Abend zu geben. Diesen Part übernimmt Lorenz Mayer.


Der Film
(USA, 1927, 16 mm, 119 min, R.: Cecil B. De Mille,
D.: H.B. Warner, Dorothy Cumming, Ernest Torrence)

Der Regisseur Cecil B. De Mille führt uns in seiner Verfilmung des Bibelstoffes – im Unterschied zum konventionellen Beginn mit der Geburt – direkt in das Leben Christi. Der erste Schauplatz ist ein Palast, in dem eine Frau, leicht bekleidet und umgeben von ihren Freiern, der Mittelpunkt einer Orgie zu sein scheint. Diese Diva stellt die Prostituierte Maria Magdalena dar – völlig in Rage wegen Judas, der ihrem Freudenfest fernbleibt, weil er nun stattdessen bei Jesus Zeit verbringt – ihm als sein Jünger nachfolgt. Und so macht sich Maria Magdalena auf den Weg, um einerseits Judas zu rügen, und andererseits diesen Jesus aufzusuchen.

"Können Sie mir sagen, wo Jesus ist?", so sehen wir ein kleines Mädchen, das inmitten des Markttreibens ebenfalls Jesus sucht, um bei ihm Heilung zu finden. Der Regisseur beschreibt sehr persönlich sowie sehr menschlich die für seine Verfilmung gewählten Charaktere, er spricht so sein Publikum an – und steigert die gespannte Erwartung noch ein wenig: Wo ist nun dieser Jesus? De Milles Werk ist durchaus sehr hollywoodlastig und stellenweise sehr frei in Bezug auf das biblische Original, doch gelingt es ihm, mit seinem Film das Publikum zu berühren.

Die Fokussierung auf die Menschen mit ihren Schwächen und Fehlern, besonders auf die Kinder, die frei von Zweifeln Jesus Glauben schenken, sowie auf den Kontrast zwischen Armut und verschwenderischem Protz machen gewisse aktuelle Parallelen zur Wirklichkeit spürbar, und lassen diesen alten Film doch zeitgemäß erscheinen. Auch in technischer Hinsicht lässt die Regiearbeit kaum zu wünschen übrig: Die für dieses Genre typischen langen Szenen, sowie eine Kameraführung mit dem Auge fürs Detail, aber auch gezielt eingesetzte Spezialeffekte sollen uns höchsten Sehgenuss bieten.


Der Regisseur

45 Jahre nach dem Leben eines Menschen, einem erfüllten Leben, einer glanzvollen Vorzeigekarriere, zahllosen Erfolgen und Arbeiten, die eine ganze Epoche mitgestalteten - einem Lebenswerk, das Geschichte schrieb - doch trotz allem in Vergessenheit geraten war - welche faktischen Informationen sind da von solcher Bedeutung, dass sie die Dimension eines solchen Lebens auszumachen vermögen?

Cecil Blount De Milles Leben und Schaffen war von solcher Dimension. Der Regisseur von 56 Filmen und Supervisor von etwa 270 Filmen (in nur 13 Jahren!) hinterließ wahrlich ein ganzes Leben für den Film. Sein Denkmal in der amerikanischen Filmgeschichte setzte sich De Mille als Erfinder des Monumentalepos, mit dem er erstmals den Rausch des Kolossalen und Phänomenalen spürbar machte und somit Filmen wie BEN HUR oder QUO VADIS den Weg bereitete.

Die Auseinandersetzung mit dem Christentum spielte dabei eine große Rolle im Werk des Filmschaffenden. Als Sohn eines Geistlichen der Episcopalkirche war ihm die Bibel Quelle „der spannendsten, besten und wahrsten Geschichten“. Das Publikum bestätigte seine Stoffwahl, indem es seine Historienfilme wie etwa „Die Zehn Gebote“ (1923) zu den größten Kassenschlagern der 20er Jahre machte. Dieser Erfolg stützte sich zu einem wesentlichen Teil auf die künstlerischen Ausdrucksformen, die der Filmemacher jedoch nie als Selbstzweck nutzte, sondern stets in dem Bestreben, die Geschichte möglichst authentisch und zeitgemäß darzustellen.

„WE PAINT WITH LIGHT AS A PAINTER USES HIS BRUSH“ („Wir malen mit Licht wie ein Maler seinen Pinsel benutzt“) meinte er poetisch über den Einsatz seiner selbstentwickelten Lichttechniken. Die Großen Meister wie etwa Rembrandt und Rubens waren ihm dabei sowohl Quelle der Inspiration wie auch Lehrmeister im Einsatz von Licht und Schatten. Diese Kreativität und sein untrüglicher Sinn fürs Geschäftliche sicherten De Mille seinen Platz in der sich ständig selbst überholenden Filmindustrie. 45 Jahre lang bediente der Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Arrangeur alle Genres des Abenteuerfilms und Westerns ebenso wie Liebesdramen und Ehekomödien, die zeitgenössische Kritiker mit den Komödien eines Ernst Lubitsch gleichsetzten. Dem „Mastermind“ des Kolossalfilms mit dem besonderen Anliegen, sich mit dem Christentum gleichfalls unterhaltsam wie ernsthaft auseinanderzusetzen, widmen wir den heutigen Abend mit seinem Film THE KING OF KINGS.

"IS A STORY THAT I HAVE ALWAYS WANTED TO DO IN SOME MEDIUM."
("Das ist eine Geschichte, die ich immer schon realisieren wollte.")
Cecil Blount De Mille
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