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Friederike Plafki:
Tanz
› künstlerinfo


Steven Garling:
Keomadrums

Robby Hirsche:
Lichtdesign

Film:
"De Brug" (NL 1928)
von Joris Ivens
b/w, 14'34'', 16mm

THE BRIDGE
Tanzperformance



Um herauszufinden, ob Musik, Tanz und Film gleichwertig nebeneinander agieren und dabei eine Einheit bilden können, starten wir unser Experiment.Wir richten zwei Scheinwerfer auf die Tänzerin. Ihre Bewegungen werfen zwei Schatten auf die Leinwand, auf den in aufgeblasener Geschwindigkeit laufenden Film. Licht und Schatten des Films sowie der sich bildenden Tanzfiguren verwandeln sich in Farbeffekte, wie sie bei der Entwicklung eines Fotos entstehen können: Schatten im Schatten. Doch welche Bewegungsbilder findet man zusätzlich zum Film, welche musikalischen Formen ergänzen sie? Plafki verliert sich nicht in Selbstverliebtheit, sondern sie wird zum Teil des Films, indem sie massive Stahlkonstruktionen –  eine sich bewegende Eisenbahnbrücke in Rotterdam –  mit ihren eigenen Bewegungen verbindet. Sie verwandelt geometrische Formen in weibliche Linien, findet sich in den Bildern oder verschwindet in ihnen. Ihre Bewegungen sind puppenhaft und magisch wie die eines in Zeitlupe betrachteten Panthers. Thematisiert wird der Ruhezustand in der menschlichen Entwicklung im Gegensatz zur Schnellebigkeit der Kunst.

Die Musik ist minimalistisch, baut sich mathematisch-strukturell auf und explodiert in treibende Grooves. Sie lässt Zeitlupenaufnahmen dreimal so schnell erscheinen und rasende Bewegungen erstarren.

Der Stummfilm verlangt große Aufmerksamkeit, denn er wird nun in verschiedenen Versionen parallel gezeigt, nachdem er einmal zum Verständnis der Bilder durchgelaufen ist. Übereinander gelegt werden folgende Varianten mittels dreier Projektoren: in halber Geschwindigkeit und rücklaufend projiziert, in halber und normaler Geschwindigkeit vorwärts, rückwärts in normalem Tempo und vorwärts in normalem Tempo. Alle Projektoren enden gleichzeitig, so dass Vorspann und Abspann gleichzeitig am Ende des Films erscheinen. Wir sehen bewegte Bilder, eine bewegte Projektionsfläche und bewegtes Licht, das erst im bewegten Schatten sichtbar wird. Richtig experimentell wird es in den letzten 15 Minuten. Die Musik  wird zum Motor des tanzenden Körpers, der den Film auf seiner Haut trägt. Schnittstellen des Films treffen auf runde Körperstellen, und eine Drehung verändert alles. Die klare Vorstellung von Tanz, Film und Musik wird aufgelöst. Am Ende dreht sich der Betrachter um seine eigene Wahrnehmung. Die Augen beginnen zu hören, was der Körper zu sagen versucht. Wir konstatieren das Wagnis, die Sinne zu stimulieren: sie zu drehen und zu wenden und in Richtungen zu lenken, in die sie von allein nicht gehen würden.
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